„Dieses Zeitstück inszeniert Regisseur Marcel Kohler als sensible, filmisch-theatrale Reflexion, als Bilderreigen und Assoziationskette (…) Worte und Bilder diffundieren durch die Zeiten und verweisen aufeinander. Beckmanns Geschichte ist nicht zu Ende – so, wie die Vergangenheitsbewältigung.“
Ina Beyer, SWR 2, 26.3.2021
Zum 5. Jahrestag des Attentats am Olympiaeinkaufzentrum haben sich Schüler:innen aus fünf Münchner Schulen, unterstützt von Künstler: nnen mit dem Attentat, mit Diskriminierung, Rassismus und rechter Gewalt mit künstlerischen Mitteln auseinandergesetzt. Die Ergebnisse wurden am 22. Juli 2021 auf der offiziellen Gedenkveranstaltung und in der Freizeitstätte boomerang
gezeigt. Sowohl die Arbeitsprozesse an den Schulen als auch die Ergebnisse wurden filmisch begleitet und in einer Doku zusammengefasst.
Erzählt wird die Geschichte von Parvis, der alle Freiheiten genießen darf und als Sohn zweier Exil-Iraner nach einem Ladendiebstahl in einem Wohnprojekt für Flüchtlinge seine Sozialstunden ableistet. Dort lernt er die iranischen Geschwister Banafshe und Amon kennen und er wird sich durch die beiden, seiner Identität und Wurzeln bewusst. Der Film feierte 2020 im Rahmen der Filmfestspiele in Berlin seine Premiere.
Audiovisuelle Mikrointerventionen des Tribunals „NSU-Komplex auflösen“
In Interviews und Erzählungen berichten Aussteiger aus der rechten Szene aus Dortmund und Umgebung. Im Anschluss findet eine Gesprächsrunde mit Aussteigerbegleiter:innen statt.
Der Sänger grölt Gewaltparolen, die Neonazis toben, die Arme gehen hoch zum Hitlergruß: Als der Journalist Thomas Kuban
zum ersten Mal ein Neonazi-Konzert mit versteckter Kamera dreht, ermöglicht er Einblicke in eine Jugendszene, in die sich
kaum ein Außenstehender wagt. Neun Jahre später hat er fünfzig Undercover-Drehs hinter sich, auch jenseits deutscher Grenzen.
Ein Lied begegnet ihm immer wieder: »Blut muss fließen knüppelhageldick…«. Hochbrisant und einzigartig ist das Material, das er unter extremem persönlichem Risiko zusammengetragen
hat. Es dokumentiert hautnah, wie junge Leute mit Rechtsrock geködert und radikalisiert werden. Gemeinsam mit dem Filmemacher Peter Ohlendorf reist er noch einmal zurück an Orte,
an denen er undercover gedreht hat. Im Fokus steht dabei die Frage, die er auch auf der politischen Ebene zu klären versucht: Wie ist es möglich, dass auf der rechtsextremen Partymeile über alle Grenzen hinweg gefeiert werden kann? Rund 15 Jahre hat Thomas Kuban in der Neonaziszene recherchiert. Knapp neun Jahre davon hat er mit versteckter Kamera gearbeitet und dabei erschreckende Eindrücke gesammelt, die viel zu lange kaum beachtet worden sind. Veraltet sind seine Aufnahmen bis heute nicht. Ganz im Gegenteil, der Film ist hochaktuell.
Nachgespräch mit Peter Ohlendorf
Moderation: Dr. Mirjam Meuser
»Kleine Germanen« macht in einer ungewöhnlichen Verbindung aus Dokumentarund Animationsfilm auf ein kaum aufgearbeitetes
Problem unserer Gesellschaft aufmerksam, das mit Blick auf die rechten Gewaltausschreitungen der letzten Zeit aktueller denn je ist: Kinder, die in einem demokratiefeindlichen Umfeld aufwachsen
und nach dogmatischen Prinzipien rechtsextremer Ideologie erzogen werden. Der Dokumentarfilm blickt aber auch über
die traditionellen Strukturen rechtsextremer Gruppierungen hinaus in einen Teil unserer Mittelstandsgesellschaft, der immer stärker von rechtspopulistischen Strömungen geprägt ist – und konfrontiert den Betrachter mit Protagonisten, die ihre Kinder im Geist einer demokratiefeindlichen Welt erziehen. Die Animationsgeschichte zieht sich als »roter Faden« durch den Film und erzählt das tragische Leben der persönlich betroffenen Elsa nach: Als Kind hat sie mit dem geliebten Opa Soldat gespielt. Mit ausgestrecktem rechten Arm hat sie »Für Führer, Volk und Vaterland!« gerufen und war ganz stolz darauf. Heute blickt sie auf eine Kindheit zurück, die auf Hass und Lügen gebaut war und versucht zu verstehen, was diese Erziehung aus ihr und ihren eigenen Kindern gemacht hat.
Nachgespräch im Anschluss
Moderation: Andreas Hässler
Rostock-Lichtenhagen im Jahr 1992, drei Jahre nach der Wende. Die Tristesse in den verödeten Wohnsiedlungen verstärkt die Frustration der Jugendlichen, die wie die Clique um Stefan, Sohn eines Lokalpolitikers, keine Perspektive haben und hauptsächlich herumhängen. Sie streifen durch die Nacht, grundlose Randale gegen Polizei und Ausländer ist zum Normalzustand geworden. Liebe und Freundschaft sind in diesem System austauschbar. Auch die Vietnamesin Lien lebt mit ihrem Bruder und ihrer Schwägerin in der Siedlung, im »Sonnenblumenhaus«, wo noch zahlreiche weitere Familien ehemaliger Vertragsarbeiter aus
Vietnam wohnen. Am 24. August 1992 finden die beiden parallelen
Erzählstränge des Films zusammen: Es kommt zu Krawallen vor dem Sonnenblumenhaus, das mit Molotov-Cocktails in Brand gesetzt wird, während eine Menschenmenge tatenlos dabei zusieht, wie Lien mit ihrer Familie um ihr Leben kämpft.
Nachgespräch mit Mai-Phuong Kollath
Moderation: N. N.
In 6 Jahre, 7 Monate und 16 Tage, dem Zeitraum in dem der »Nationalsozialistische Untergrund « zehn Morde gegenüber Migranten und einer deutschen Polizistin verübt haben, nähert sich der Regisseur essayistisch in lyrischem Schwarz-weiß dieser unvergleichlichen rechtsextremistischen Mordserie ausschließlich mit Bildern der zehn Tatorte in einer visuellen kardiographischen Vermessung. Die Orte als stumme Zeugen der Anklage, der Reflexion und Erinnerung. Diese Bilder werden ergänzt von einer Textcollage, bestehend aus Zeitungsmeldungen, Ermittlungsprotokollen, Prozessaussagen, den Statements von Hinterbliebenen und Fachleuten – gelesen von Schauspielern des Berliner Ensembles – die wiederum eingebettet werden in eine Musik-Ton-Komposition des Berliner Musikers Elias Gottstein. Die Orte treten in den Dialog mit den Stimmen der Hinterbliebenen, der Ermittlungsbehörden, der Presse und finden ihren Widerhall in
einem tonalen und musikalischen Reflexionsraum.
»Swobodnik schafft ein beeindruckendes Mahnmal, gewidmet den Opfern und ihren Angehörigen.« (Deutschlandfunk Kultur)
Nachgespräch mit Chana Dischereit
Moderation: Heval Demirdöğen
»Wer oder was bin ich eigentlich – Deutscher oder Türke?« Diese Frage stellt sich der sechsjährige Cenk Yilmaz, als ihn beim Fußball weder seine türkischen noch seine deutschen Mitschüler in ihre Mannschaften wählen. Um Cenk zu trösten, erzählt ihm seine 22-jährige Cousine Canan die Geschichte ihres Großvaters Hüseyin, der Ende der 60er-Jahre als »Gastarbeiter« nach Deutschland kam und später Frau und Kinder nach »Almanya« nachholte … (Quelle: Katalog 61. Internationale Filmfestspiele
Berlin)
Deutscher Filmpreis in Gold für das beste Drehbuch 2011
Im Anschluss Nachgespräch mit Nilgün Taşman | Moderation: Roswitha Keicher