Inszenierungen

Inszenierungen an 14 Häusern

Jedes beteiligte Haus realisiert im Rahmen von Kein Schlussstrich! ein künstlerisches Programm oder eine Inszenierung, die im Projektzeitraum Premiere feiert oder wieder ins Programm aufgenommen wird. So entsteht ein eigenes Repertoire aus neuen Theaterarbeiten und einer Reihe von Uraufführungen zu den Themen NSU-Komplex, Rassismus, Aufarbeitung und Erinnerungskultur.

1
Chemnitz

Die Theater Chemnitz zeigen die Produktionen Adams Äpfel, eine Komödie nach dem gleichnamigen dänischen Film, sowie Selma, eine lyrische Spurensuche durch Chemnitz zum Werk der Dichterin Selma Meerbaum-Eisinger. Zudem bringt die Figurentheatersparte die Produktion So glücklich, dass du Angst bekommst heraus, die sich mit der Geschichte der vietnamesischen Vertragsarbeiterinnen befasst. Im Spannungsfeld Arbeit – Frauen – Migration rückt die Uraufführung, in der Chemnitzerinnen und Frauen vietnamesischer Herkunft aus unterschiedlichen Generationen gemeinsam mit Puppen und Puppenspieler:innen auf der Bühne agieren, weibliche Biografien in den Fokus. 

2
Dortmund

In Dortmund realisiert das Dietrich-Keuning-Haus neben einem interdisziplinären, generationen- und zielgruppenübergreifenden Programm in Kooperation mit dem Schauspiel Dortmund eine szenische Lesung zur Liebesgeschichte von Mehmet Kubaşık und seiner Frau Elif.

3
Eisenach

Am Landestheater Eisenach ist die Inszenierung von Lutz Hübners und Sarah Nemitz‘ provokativem Kammerspiel Furor zu Gast, die das Theater Rudolstadt in Kooperation mit dem Zukunftsladen in Saalfeld herausbringt.

4
Hamburg

Kampnagel Hamburg erarbeitet gemeinsam mit Aktivist:innen und Gedenkinitiativen in Hamburg ein Symposium und präsentiert mit Anita, Agnes, Anna, Binefş, Berfîn, Berîtan eine neue Arbeit der Hamburger Künstlerin Leyla Yenirce. In dem installativen Live-Hörspiel widmet sie sich Künstlerinnen und Aktivistinnen aus verschiedenen Epochen, die auf den gesellschaftlichen Faschismus ihrer Zeit auf widerständige Weise reagiert haben. 

5
Heilbronn

Am Theater Heilbronn entsteht die Uraufführung Verschlusssache von Regine Dura und Hans-Werner Kroesinger. Das regionale Recherche-Projekt setzt sich mit dem Mord an Michèle Kiesewetter und den Verbindungen zwischen dem NSU und der rechten Szene in Baden-Württemberg auseinander. Im Repertoire des Hauses ist außerdem Nurkan Erpulats Inszenierung Hawaii (UA) nach dem Roman von Cihan Acar.

6
Jena

Das Theaterhaus Jena produziert die mit dem Lenz-Preis der Stadt Jena ausgezeichnete dreiteilige Projektkonzeption Die mutige Mehrheit der Regisseurin und Autorin Antje Schupp. In dem Audiowalk Un(Sichtbare) Spuren, einem zweitägigen Panel und einer Kampagne fragt sie nach der Verantwortung von uns allen als namensgebender „mutiger Mehrheit“. Außerdem verwebt die Regisseurin Lizzy Timmers selten gespieltes Stück von Ödön von Horvath mit neuen Texten von Manja Präkels in Sladek zu einer Reflexion über das Erstarken von rechtsextremen Strukturen über mehrere Zeitebenen hinweg.

7
Kassel

Mit der theatralen Recherche mädchentreu der Regisseurin Mirja Biel wird das Staatstheater Kassel unter der neuen Intendanz von Florian Lutz Frauenbilder und die Erziehung der Neuen Rechten thematisieren.  Welche Rolemodels gibt es und welchen prägenden Einfluss haben diese womöglich auf die kommende Generation? Die Inszenierung setzt sich mit der Vielfalt zwischen rechtskonservativer Tradition und emanzipatorischem Gedankengut auseinander, um diese Frauen in ihren gesellschaftlichen Positionen les- und erkennbar zu machen.

8
Köln

An seine Inszenierung Die Lücke (2014) anknüpfend, die sich mit dem Nagelbombenanschlag in der Kölner Keupstraße befasste, befragt der Theatermacher Nuran David Çalış in Die Lücke 2.0 am Schauspiel Köln erneut die drei mitwirkenden Betroffenen: Wie nehmen sie das NSU-Gerichtsurteil und den Schuldspruch wahr? Und wie lässt es sich in Deutschland nach den Anschlägen in Halle, Hanau, Chemnitz und Kassel leben?

9
München

Die Münchner Kammerspiele zeigen die Wiederaufnahme des dokumentarischen Stücks 9/26 – Das Oktoberfestattentat, in dem die Theatermacherin Christine Umpfenbach der Frage nachgeht, wie wir als Gesellschaft mit den Opfern rechter Gewalt umgehen. In Kooperation mit dem Real München e.V. entsteht zudem eine interdisziplinäre Veranstaltungsreihe im Habibi-Kiosk.

10
Nürnberg

Schauspieldirektor Jan Philipp Gloger bringt am Staatstheater Nürnberg drei Stücke von Elfriede Jelinek – Wolken.Heim, Rechnitz (Der Würgeengel) und Das schweigende Mädchen – als einen großen Theaterabend auf die Bühne. Die Trilogie beleuchtet die Kontinuitäten von völkischem Denken, Rassismus und rechter Gewalt. Sie ist nicht nur Beitrag zu Kein Schlussstrich!, sondern auch zum programmatischen Schwerpunkt der Spielzeit 21/22, in der sich das Nürnberger Schauspiel mit diesen Kontinuitäten auseinandersetzt.

11
Plauen-Zwickau

Das Theater Plauen-Zwickau zeigt eine Inszenierung von Aus dem Nichts nach dem gleichnamigen Film von Fatih Akin. Ausgehend von dem Nagelbombenanschlag des NSU in Köln thematisiert Akin die grenzenlose Verzweiflung und Wut einer Frau, deren Mann und Kind bei einem von Rechtsradikalen verübten Terroranschlag ums Leben kam.

12
Rostock

Die Tanzcompagnie des Volkstheater Rostock rückt mit dem mobilen Tanztheaterprojekt Life Letters 2 die Perspektiven von Migrant:innen in den Fokus. Neun Frauen mit Wurzeln in Syrien, dem Irak, Spanien, Moldawien, Russland, Kolumbien und Estland haben den Tänzer:innen ihre Geschichten erzählt. Die Compagnie spürt mit künstlerischen Mitteln einzelnen Episoden der Erzählungen nach und macht sie öffentlich.

13
Rudolstadt

In Kooperation mit dem Zukunftsladen in Saalfeld produziert das Theater Rudolstadt mit Furor des erfolgreichen Autor:innenduos Lutz Hübner und Sarah Nemitz ein packendes Kammerspiel über Politikverdrossenheit, Radikalisierung und Meinungsmache im Internet, das viele Fragen aufwirft. In rasanten Dialogen zeigt es die Spirale einer argumentativen Auseinandersetzung auf, bei der der eigene Standpunkt um jeden Preis verteidigt wird.

14
Weimar

Im Auftrag des Deutschen Nationaltheaters und der Staatskapelle Weimar überschreibt der Dramatiker Dirk Laucke in seinem Stück Hannibal Ödön von Horváths Roman Ein Kind unserer Zeit. Die Geschichte eines jungen Mannes, der sich der rassistischen Ideologie der Nationalsozialisten verschreibt, wendet Laucke auf den ehemaligen Bundeswehroffizier Franco A. an, der sich 2017 als syrischer Geflüchteter ausgab und rassistische Anschläge plante.