Der „Komplex NSU“ besteht aus einer Vielzahl von Einzelphänomenen, von denen keines an Aktualität verloren hat, sondern die auch in jüngerer Vergangenheit und Gegenwart stets neu und immer dringlicher und schmerzhafter zu Tage treten: der alltägliche und institutionelle Rassismus bis hin zu seiner radikalen Variante als Rechtsextremismus, die falschen Verdächtigungen und fehlender Aufklärungswille, die Ignoranz und das Nicht-Hören-Wollen der Stimmen von Betroffenen sowie der unterschiedliche Umgang in jeder Stadt mit politischer und gesellschaftlicher Verantwortung und dem Willen zur Erinnerung. Gleichzeitig ist die Geschichte der (mangelhaften) Aufarbeitung auch eine Geschichte der künstlerischen Bearbeitung.
„Kein Schlussstrich!“ möchte sowohl Verbindungslinien zwischen den verschiedenen Themen und einzelnen Städten ziehen als auch Künstler:innen, Aktivist:innen und Wissenschaftler:innen einladen, das Programm zu bereichern. Ihre Arbeit, die sie teilweise prominent und teilweise abseits einer breiten Öffentlichkeit leisten, und ihre Expertise möchte das Projekt bündeln, um in jeder Stadt in einen produktiven Austausch mit dem Publikum zu treten und Räume zu schaffen, in denen sich von Rassismus Betroffene und nicht Betroffene begegnen.
Diskussionen und Workshops, Konzerten, Filmen und Theatergastspielen, Vorträgen und Lesungen sollen eine inhaltliche, ästhetische und perspektivische Vielfalt erzeugen. Ein gemeinsamer Auftakt in allen Städten soll den vielstimmigen Startschuss für ein Programm bilden, das sich an jedem Ort anders ausgestaltet und Impulse für eine nachhaltige Auseinandersetzung mit Diskriminierung und Rassismus in unserer Gesellschaft setzt.
Diese Ausstellung nimmt die ost-deutsche Realität insbesondere in Sachsen zum Ausgangspunkt, um eine Geschichte des NSU-Komplexes zu erzählen, die von den Migrationsgeschichten der Vertragsarbeiter:innen und den Kontinuitäten rechter und rassistischer Gewalt und des Widerstandes dagegen ausgeht.