Die Idee des Postkolonialismus ist nur von wenigen Pionierarbeiten auf die Arbeitsmigration nach Deutschland übertragen worden. Dabei liegt der Zusammenhang auf der Hand – angefangen bei den polnischen Saisonarbeiter*innen im Kaiserreich bis hin zu den Anwerbeverträgen der 1950er und 1960er Jahre mit Griechenland, Jugoslawien, Marokko oder Türkei gingen den Migrationsbewegungen fast immer koloniale oder imperiale Bestrebungen voraus. Allerdings haben die Expansionsbemühungen nicht immer auf direkte Landgewinne abgezielt, sondern auf Abhängigkeit durch »ökonomische Durchdringung« und »moralische Eroberung«. Ein durchaus kompliziertes Panorama, aber es lohnt sich, die Idee des Postkolonialen am Beispiel der Arbeitsmigration nach Deutschland zu entwickeln.