Projekt

Über uns

Kein Schlussstrich! – Kein Einzelfall! – Kein Einzeltäter! – Kein Schlussstrich! – Kein Einzelfall! – Kein Einzeltäter!

Im Herbst 2021 jähren sich die Ermordungen von Abdurrahim Özüdoğru, Habil Kılıç und Süleyman Taşköprü zum 20. Mal. Diese Jahrestage finden inmitten einer Zeit statt, in der sich der Hass in den Parlamenten wie auf der Straße wieder Bahn bricht.

Die Mordserie des sog. Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) wurde nach dem Öffentlichwerden im Jahr 2011 in Teilen der Gesellschaft als einzigartiges Phänomen rechter Gewalt wahrgenommen. Doch lässt sich heute nicht leugnen, dass die Verbrechen des NSU als Speerspitze und Vorreiter eines wiedererstarkten rassistischen, antisemitischen und sich auf vielfache weitere Arten ausdrückenden menschenverachtenden Denkens und Handelns gelesen werden müssen.

Kein Vergessen!

Auch zehn Jahre später sind die Hintergründe des NSU-Komplex immer noch unklar: Die Fragen nach den Verstrickungen behördlicher Organe, nach Mitwisser- und Mittäterschaft sind – trotz des langjährigen Prozesses – nach wie vor nicht befriedigend beantwortet. Der offene und latente Rassismus in Ermittlungsbehörden, das Erstarken und die Unterstützung durch ein wachsendes rechtsextremes Umfeld (re-)traumatisieren die Betroffenen und die Familien der Opfer bis heute. 

Was wir brauchen, um eine solidarische und freie Gesellschaft zu stärken, ist neben Wissen über die Formen und Folgen von Rassismus und Empathie für Opfer und Betroffene auch ein sicherer (Diskurs-)Raum für die Ängste, Erfahrungen und Anliegen von Menschen, die Rassismus erfahren. Rassistische Gewalt in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen, die vereinzelt für öffentliches Entsetzen sorgt, meist aber medial unbeachtet bleibt, ist leider Alltag in der Bundesrepublik Deutschland.

Kein Einzelfall!

Die Morde an Enver Şimşek (2000), Abdurrahim Özüdoğru (2001) und İsmail Yaşar (2005) in Nürnberg, Habil Kılıç (2001) und Theodoros Boulgarides (2005) in München, Süleyman Taşköprü (2001) in Hamburg, Mehmet Turgut (2004) in Rostock, Mehmet Kubaşik (2006) in Dortmund, Halit Yozgat (2006) in Kassel und Michèle Kiesewetter (2007) in Heilbronn sowie weitere Überfälle und Anschläge, wie beispielsweise 2001 und 2004 in Köln, stehen nicht nur stellvertretend für die unzähligen Fälle rechtsextremer und rassistischer Gewalt in Deutschland nach 1945.

Sie sind Sinnbild für Wegsehen, strukturelle Empathielosigkeit mit dem Schmerz der Angehörigen, Verdrängen, fehlenden Aufklärungswillen und falsche Verdächtigungen. Sie sind auch Sinnbild für den massiven Vertrauensverlust in staatliche Institutionen und Sicherheitsbehörden, von denen sich viele Menschen in Deutschland, insbesondere Menschen mit Migrationsgeschichte und BIPoc, unbeschützt und im Stich gelassen fühlen. Die Liste mit offenen Fragen zum NSU-Komplex ist lang, nur sehr unbefriedigend konnten die Untersuchungsausschüsse in Bund und Ländern sowie der Münchener Prozess, inklusive der im Frühjahr 2020 veröffentlichten schriftlichen Urteilsbegründung, Licht ins Dunkel bringen.

Kein Schlussstrich!

Auf Initiative von Jonas Zipf, Werkleiter von JenaKultur in enger Zusammenarbeit mit der Kuratorin Ayşe Güleç, den Dramaturgen Tunçay Kulaoğlu und Simon Meienreis sowie dem Soziologen Matthias Quent hat sich ein Kooperationsnetz von Theatern und Institutionen aus 15 Städten zusammengeschlossen, um gemeinsam das interdisziplinäre Theaterprojekt Kein Schlussstrich! zu realisieren – mit dem Anliegen, die Taten und Hintergründe des NSU künstlerisch zu thematisieren. Beteiligt sind Akteure in den Städten, in denen zehn Bürger:innen von Rassisten ermordet wurden, wie auch jene Städte, in denen die Täter:innen des NSU aufwuchsen, Aufenthalt oder Unterstützung fanden.

Mit Inszenierungen, Ausstellungen, Konzerten und musikalischen Interventionen im öffentlichen Raum, Lesungen, Diskussionen, Workshops u.v.m. möchte Kein Schlussstrich! die Perspektiven der Familien der Opfer und (post-)migrantischen Communities in den Fokus der Öffentlichkeit bringen und die Auseinandersetzung mit dem institutionellen und strukturellen Rassismus in unserer Gesellschaft anregen. Auch an die Geschehnisse und Folgen der Anschläge in Halle, Hanau und Kassel, die den Rechtsterrorismus und Rassismus in erschütternder Weise bezeugen, möchte das Projekt erinnern.

Licht ins Dunkel e.V.

Kein Schlussstrich! wird durch den Verein Licht ins Dunkel e.V. realisiert, der im September 2020 gegründet wurde. Die Projektträger sind der ASA-FF e.V. in Chemnitz, die Theater Chemnitz, das Dietrich-Keuning-Haus Dortmund (in Trägerschaft der Kulturbetriebe der Stadt Dortmund), das Landestheater Eisenach / Meininger Staatstheater, Kampnagel Hamburg, das Theater Heilbronn, JenaKultur, das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft Jena (in Trägerschaft der Amadeu Antonio Stiftung), Theaterhaus Jena, Staatstheater Kassel, Schauspiel Köln, Münchner Kammerspiele und Real München e.V., Staatstheater Nürnberg, Theater Plauen-Zwickau, Volkstheater Rostock, Theater Rudolstadt, Deutsches Nationaltheater und Staatstkapelle Weimar.

Projektträger

Als ASA-FF e.V. fördern wir seit über 40 Jahren entwicklungspolitische Bildung, internationale Verständigung und neue Konzepte mit den Methoden des Globalen Lernens. Seit 2013 verfolgen wir diese Ziele mit den Mitteln und Impulsen der Kunst und Kultur, um gesellschaftsrelevante Themen zu bearbeiten und aus künstlerischer Perspektive zu vermitteln. Die Projekte des Vereins wurden zwischen 2012-2021 mehrfach ausgezeichnet, zuletzt 2021 mit dem Publikumspreis von KULTURLICHTER – Deutscher Preis für kulturelle Bildung, 2020 mit der Nominierung auf der Shortlist des Kulturgestaltenpreises der Kulturpolitischen Gesellschaft, 2019 mit dem Preis der Kinderjury des Kinder- und Jugendfestivals WILDWECHSEL, 2017 mit dem 1. Preis des Chemnitzer Friedenspreises und 2014 mit einem Preis der Bundeszentrale für politische Bildung.

Die Theater Chemnitz unter Leitung von Dr. Christoph Dittrich gehören mit ihren fünf Sparten Oper, Ballett, Philharmonie, Schauspiel und Figurentheater zu den großen Theatern Ostdeutschlands. Das Haus unterstützte intensiv die erfolgreiche Bewerbung der Stadt Chemnitz zur „Kulturhauptstadt Europas 2025“.

Das Dietrich-Keuning-Haus in Dortmund ist das größte und spartenreichste Kultur- und soziokulturelle Zentrum seiner Art in NRW.Das generationsübergreifende Programm umfasst Konzerte, Festivals, Tanz, Theater, Musicals und Filme sowie Talks, Fachtagungen und Kulturveranstaltungen aller Art.Das Keuning.haus versteht sich als Kulturzentrum mit eigenem Kinder- und Jugendbereich sowie als Bindeglied für alle lokalen Akteur*innen und gleichzeitig als gesellschaftspolitischer Ort mit überregionaler Wirkung, nicht zuletzt durch die Dialog- und Gesprächsformate und das Online-YouTube-Programm „Keuninghaus to Go“, welches bundesweit großen Zuspruch bekommt.Zum Haus gehören auch der Skatepark und der Sportpark. Vereine, Verbände, Gruppen und Privatpersonen haben zudem die Möglichkeit, im Keuning.haus Räume und medientechnische Geräte anzumieten, um eigene Veranstaltungen oder Projekte durchzuführen.

In seiner 140-jährigen Geschichte hat sich das Landestheater Eisenach zu einem Mittelpunkt des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens der Wartburg-Region entwickelt. Hier arbeiten 80 Beschäftigte aus 15 Nationen und erreichen mit ihrer Arbeit durchschnittlich 60.000 Zuschauer*innen pro Saison. Mit Beginn der Spielzeit 2021–2022 übernimmt Jens Neundorff von Enzberg die Intendanz der Theater in Eisenach und Meiningen. Ballettdirektor Andris Plucis setzt in Eisenach seine Arbeit als Künstlerischer Leiter fort. Das Junge Schauspiel unter neuer Leitung von Jule Kracht richtet seinen Spielplan neu aus und nimmt programmatisch Bezug auf die Lebenswelten von Kindern, Jugendlichen und Familien. Das Landestheater Eisenach gehört zur Kulturstiftung Meiningen-Eisenach.

Kampnagel Hamburg ist ein weltweit bekanntes internationales Produktionshaus, das neben zeitgenössischen darstellenden Künsten auch Konzerte, Konferenzen und eine Vielzahl unterschiedlicher Festivals und Themenschwerpunkte präsentiert. Auf den sechs Kampnagel-Bühnen werden die Arbeiten internationaler Künstler:innen und die der lokalen Hamburger Szene gezeigt. Das Programm bildet ein breites Spektrum an ästhetischen Positionen und wegweisenden Tendenzen ab, nicht nur in Theater, Tanz und Performance, sondern auch in Musik, Bildender Kunst und Architektur. Kampnagel ist ein produktives Labor für Ideenentwicklung, ein Think Tank und Ort für Kontroversen, der sich in die Gesellschaft öffnet und die ihn umgebende Realität in der Kunst verarbeitet. Das Haus ist deutschlandweit im Bündnis internationaler Produktionshäuser vernetzt und arbeitet global und lokal mit einer Vielzahl unterschiedlicher Kooperationspartner:innen.

Das Theater Heilbronn zählt mit seinen drei Bühnen, dem Großen Haus, dem Komödienhaus und dem Jungen Theater in der BOXX und 1140 Zuschauerplätzen zu den größten kulturellen Anziehungspunkten der Region Heilbronn-Franken. Präsentiert werden Schauspiel- und Musicalinszenierungen mit dem eigenen Ensemble und hochkarätige nationale und internationale Gastspiele im Bereich Oper, Operette und Tanz. Außerdem finden jährliche internationale Festivals statt: Tanz! Heilbronn für zeitgenössischen Tanz, „Science & Theatre“ in Kooperation mit Deutschlands größtem Science-Center, der experimenta Heilbronn, und biennal das internationale Figurentheaterfestival IMAGINALE. Seit September 2008 ist Axel Vornam Intendant des Heilbronner Theaters.

JenaKultur ist ein unternehmerisch geführter städtischer Eigenbetrieb, zu gleichen Teilen Förderer und Produzent innovativer Kunst, Träger kultureller Bildung, Betreiber von Veranstaltungshäusern sowie Kultur-, Stadt- und Tourismusvermarkter. JenaKultur steht für viele besondere Momente im Leben der Menschen unserer Stadt und ihrer Gäste. Kulturarena und Jenaer Philharmonie. Volkshochschule Jena und Musik- und Kunstschule Jena. Die Ernst-Abbe-Bücherei und die Städtischen Museen Jena. Volksbad Jena und Volkshaus Jena. Tourismus- und Kulturmarketing. Und vieles mehr. Ob für Jung oder Alt. Ob bewahrend oder zukunftsorientiert. Unsere Einrichtungen und Themen sind vielfältig und stets lebendig.
Seit der Gründung im Jahr 2005 stellen unsere heute mehr als 250 Mitarbeiter:innen mit jedem Projekt, jedem Kurs, jedem Konzert und jeder Veranstaltung unter Beweis, mit welcher Leidenschaft sie Kultur leben und für Jena weiterentwickeln.

Das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft- Thüringer Dokumentations- und Forschungsstelle gegen Menschenfeindlichkeit (IDZ) ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung in Trägerschaft der Amadeu Antonio Stiftung. Das Institut wird gefördert durch das Thüringer Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit und hat im August 2016 in Jena die Arbeit aufgenommen. Aufgaben des Institutes sind der Erkenntnistransfer zwischen Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft sowie die gemeinsame Entwicklung, Realisierung und Dissemination von Forschungsprojekten zur Förderung der demokratischen Kultur. Seit dem 01. Juni 2020 ist das IDZ zudem einer von bundesweit elf Standorten des neuen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ).

Als sich zu Beginn der 1990er Jahre gesamt Ostdeutschland neu finden musste, galt dasselbe auch für das Theaterhaus Jena. Als Theaterneugründung im Zentrum der kleinen Universitätsstadt formierte sich im heruntergekommenen, auf nur noch das Bühnenhaus reduzierten Stadttheater eine künstlerisches Kollektiv, das gemeinschaftlich die Geschicke des Hauses in die Hand nehmen wollte und soollte. Das Schauspieler*innen-Theater stand und steht seit Beginn der 1990er Jahre für eine ganz eigene, dem kollektiven Ensemblegeist verpflichtete künstlerische Programmatik. Es arbeitet auf der Grenze zwischen der  innovativen freien Theaterszene und einem Theater für die Stadt. Seit 2018 wird es vom niederländischen Theaterkollektiv Wunderbaum geleitet und hat sich seither popkulturell informierten und lokal verankerten Stückentwicklungen verschrieben. Neben Wunderbaum arbeiten auch die Regisseurin Lizzy Timmers und das feministische Kollektiv hashtagmonike regelmäßig am Haus und präsentiert dort eigene Arbeiten. Auf drei Bühnen (wenn nicht gerade Pandemie ist) bietet das Theaterhaus Jena eine breite Vielfalt an Stoffen und Formen. Daneben gab und gibt es auch zahlreiche diskursive Veranstaltungsformate – unter anderem zum NSU-Komplex.

Das Staatstheater Kassel, mit den Sparten Musiktheater, Schauspiel, Tanz, Junges Staatstheater + und Konzert mit dem Staatsorchester Kassel, hat ab der Spielzeit 21-22 mit Florian Lutz einen neuen Intendanten. Unter der neuen Intendanz wird das Staatstheater Kassel ein Ort gesellschaftspolitischer Auseinandersetzung bleiben, dabei aber zusätzlich einen starken Fokus auf spartenübergreifende Leuchtturm-Projekte sowie partizipative Arbeiten legen – stets am Puls der Gegenwart und vor dem Hintergrund der wechselvollen Geschichte der Stadt Kassel

Das Schauspiel Köln ist Teil der städtischen Bühnen und aufgrund der Sanierung des Schauspielhauses in der Kölner Innenstadt seit der Spielzeit 2013/14 auf dem Carlswerk-Gelände in Köln-Mülheim ansässig. Seit 2013 leitet Intendant und Regisseur Stefan Bachmann das Haus, seit der Spielzeit 2019/20 ist die Tanzkompanie Richard Siegal / Ballet of Difference Teil des Schauspiel Köln. Immer wieder stand und steht die Auseinandersetzung mit dem rechtsrheinisch liegenden Stadtteil, der durch Strukturwandel, eine schwierige Mobilitätsinfrastruktur, Gentrifizierung und den Nachwirkungen des rechtsterroristischen Nagelbombenanschlags von 2004 geprägt ist, im Fokus ausgewählter Arbeiten.

Münchner Kammerspiele

Die Diversität unserer Gesellschaft spiegelt sich in der Kulturlandschaft unserer Gesellschaft nicht wider. Diese Situation lässt sich nur ändern, wenn sich Menschen dieser gesellschaftlichen Gruppen motiviert fühlen, sich mit ihren eigenen Inhalten begeistert und optimistisch in das kulturelle Leben der Stadt einzubringen.
Um diesem Ziel praktisch näher zu kommen, veranstaltet Real München e.V. über das Jahr verteilt mehrere Veranstaltungen in den Bereichen Kunst, Kultur und Musik, im gesamten Stadtgebiet. Das Ziel unseres Vereins ist es, Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen in die Organisation und Kuration von größeren Events einzubinden. Der Schwerpunkt liegt auf zwischenmenschlichem Miteinander, Augenhöhe, Partizipation und gegenseitigem Respekt.

In über 650 Veranstaltungen pro Jahr zeigt das Staatstheater Nürnberg eine Vielzahl an bewusst ganz verschiedenen Theaterformen und Ästhetiken. Überregionale Strahlkraft verbindet sich dabei mit Themen und Akteur:innen der Stadt. Mit seinen offenen Begegnungsräumen, vielen Kooperations- und Vernetzungsformaten und Veranstaltungen in der Stadt ist es immer auch ein Theater der Bürger:innen. Wichtig sind dabei explizit die postmigrantische Realität der Stadtgesellschaft, kulturelle Diversität und eine Vielfalt an Perspektiven. In diesem Sinne und mit Blick auf die ältere und jüngere Vergangenheit der Stadt Nürnberg, sieht sich das Staatstheater in einer besonderen Verantwortung, die Auseinandersetzung mit den Kontinuitäten von völkischem Denken, Rassismus und Rechtsterrorismus zu begleiten und anzustoßen.

Die Theater Plauen-Zwickau gGmbH besteht seit Herbst 2000 als fusionierte Bühne und ist seitdem das viertgrößte Theater Sachsens. Es vereinigt vier Sparten unter seinem Dach. Für die künstlerische Ausrichtung des Hauses ist seit der Spielzeit 2009/10 Roland May als Generalintendant verantwortlich. Musiktheater, Schauspiel, Ballett und Orchester präsentieren einen breitgefächerten, vielseitigen Spielplan. So reicht das Repertoire von Oper, Operette und Musical, über ein großes Schauspielangebot an Klassikern, aber auch Gegenwartsdramatik, Ballett in klassischer Erzähldramaturgie ebenso wie tänzerische Uraufführungen bis hin zu einer überaus regen Konzerttätigkeit. Besonderen Wert legt das Theater dabei auf Spielplanangebote für Kinder und Jugendliche und eine umfangreiche theaterpädagogische Arbeit.

Das Volkstheater Rostock ist das Vierspartentheater der Hanse- und Universitätsstadt: Musiktheater, Schauspiel, Tanztheater und die Konzertangebote der Norddeutschen Philharmonie Rostock bilden ein starkes Rückgrat des Kulturlebens. Mit Klassikeraufführungen im Großen Haus, guter Unterhaltung in der Kleinen Komödie Warnemünde und einem zeitgenössischen Programm im Ateliertheater bietet das Volkstheater einem breiten Publikum vielgestaltige Kunsterlebnisse. Kooperationen mit Institutionen und Unternehmen aus Stadt und Umland sind ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit, ebenso wie die Zusammenarbeit mit anderen Kunst- und Kulturinstitutionen. Mit zahlreichen Workshops, Spielclubs und partizipativen Projekten engagiert sich das Volkstheater sehr intensiv für kulturelle und soziale Bildung.

Das Theater Rudolstadt hat eine reiche Tradition. Schon Goethe lenkte Ende des 18. Jahrhundert von Weimar aus seine Geschicke. Bis heute ist die Bühne mit eigenem Schauspielensemble und Orchester als größte Kulturinstitution im Landkreis tief in der Region verwurzelt. Das Angebot reicht von Schauspiel, Oper, Operette, Sinfonie- und Schlosskonzerten bis hin zu Musical, Ballett und richtet sich an ein großes Abonnentenpublikum. Neben der Interimsspielstätte Theater im Stadthaus mit 260 Plätzen (das Große Haus befindet sich derzeit im Umbau) lädt die kleinere Spielstätte zu geselligen Abenden mit zumeist komödiantischen Stücken und musikalisch-literarischen Programmen ein. Auch das Kinder- und Jugendtheater hat mit dem theater tumult seit einigen Jahren einen eigenen Aufführungsort bekommen. Krönender Abschluss einer jeden Saison ist im Juni/Juli das Sommertheater auf der eindrucksvollen Heidecksburg. Zudem beherbergt das Theater ein eigenes Orchester, die Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt. Der Klangkörper feierte 2010 sein 375. Jubiläum, pflegt ein breites Repertoire von klassischer bis neuer Musik und widmet sich zudem mit Formaten wie der „Zukunftsmusik“ verstärkt der Kinder- und Jugendarbeit. Mit der Intendanz von Steffen Mensching begann am Theater Rudolstadt 2008 zudem eine Reihe von Schauspiel-Orchester-Produktionen, darunter zahlreiche Uraufführungen, in denen die besondere Rudolstädter Konstellation des Hauses mit seinen Sparten Schauspiel und Orchester sehr erfolgreich zum Tragen kam. Seit 2003 kooperiert das Theater Rudolstadt im Musiktheaterbereich eng mit dem Theater Nordhausen. Seit 2017 ist mit dem Landestheater Eisenach für die Sparte Kinder- und Jugendtheater ein weiterer fester Kooperationspartner hinzugekommen, mit dem Inszenierungen im Austausch an den verschiedenen Häusern zu erleben sind.

Das Weimarer Theater ist künstlerisch und politisch ein geschichtsträchtiger Ort: Hier wirkten Goethe, Schiller, Liszt und Strauss, wurden u. a. „Maria Stuart“, „Wilhelm Tell“, „Lohengrin“ und „Hänsel und Gretel“ uraufgeführt, und brachte die Nationalversammlung 1919 die erste deutsche demokratische Verfassung auf den Weg. Mit der Staatskapelle Weimar beheimatet das Deutsche Nationaltheater eines der ältesten und traditionsreichsten Orchester der Welt. Diese Verbindung hat bis heute eine zentrale Bedeutung im Kulturleben der Stadt und wird weit über die Region hinaus wahrgenommen. Der Spielplan spannt den Bogen in Schauspiel, Oper und Konzert vom klassischen Kanon bis in die Gegenwart – ergänzt durch ein genreübergreifendes Programm des Kunstfests Weimar, das seit 2014 ebenfalls zum DNT gehört.

Vorstand

Amelie Deuflhard war von 2000 bis 2007 Künstlerische Leiterin der Sophiensæle (Berlin). 2004/05 war sie Teil der Künstlerischen Leitung von Volkspalast, einer festivalartigen Bespielung des dekonstruierten Palastes der Republik. Seit 2007 ist sie Intendantin von Kampnagel (Hamburg), Europas größtem Produktionszentrum für die Freien Darstellenden Künste. Mit EcoFavela Lampedusa Nord initiierte sie 2014 einen Lebens- und Aktionsraum für Geflüchtete. Das Projekt hat auf Kampnagel seine Verlängerung in dem preisgekrönten Begegnungsort Migrantpolitan gefunden. Amelie Deuflhard war Teil des Viererkuratoriums von Theater der Welt 2017. Sie ist Autorin zahlreicher Publikationen und hat regelmäßig Lehraufträge an Hochschulen inne. Für ihr Schaffen wurde sie 2012 mit dem Caroline-Neuber Preis und 2013 mit den Insignien des Chevaliers des Arts et Lettres ausgezeichnet. 2018 erhielt sie die Auszeichnung Europäische Kulturmanagerin des Jahres.

Jonas Zipf, geboren 1982 in Darmstadt, arbeitet seit 2016 als sogenannter Werkleiter von JenaKultur, des städtischen Eigenbetriebs für Kultur, Kulturelle Bildung, Tourismus und Marketing in Jena. In seiner Funktion ist der studierte Psychologe, Musik- und Sprechtheaterregisseur der Kulturverantwortliche der Stadt Jena und initiiert Kulturprojekte und stadtgesellschaftliche Prozesse wie 72 Stunden Urban Action Lobeda. Vor diesem Engagement war er nach seinem Studium in Berlin, Paris und München als Dramaturg und Schauspieldirektor u.a. am Thalia Theater Hamburg, dem Theaterhaus Jena und dem Staatstheater Darmstadt tätig.

Kuratorium

Ayşe Güleç ist Pädagogin, Kuratorin, Kunstvermittlerin und forschende Aktivistin an den Schnittstellen von Anti-Rassismus, Kunst, Kunstvermittlung und Migration. Sie ist im artistic team der documenta fifteen. Im Jahr 2018/2019 hat die die Leitung der Kunstvermittlung im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt a.M. vertreten. 2016 bis 2017 war sie Mitarbeiterin der documenta 14 und hat als Head of Community Liaison Verbindungen zwischen Künstler:innen, Kunstwerken und soziopolitischen Kontexten hergestellt. Sie war engagiert als eine der Koordinator:innen zur bundesweiten Vernetzung von lokalen Initiativen sowie für das Tribunal NSU-Komplex auflösen, dass 2017 in Köln stattfand. 1998 bis 2016 war sie im soziokulturellen Zentrum Schlachthof in Kassel im Bereich Migration sowie für lokale, regionale und europäische Vernetzungsarbeit tätig. Für die documenta 12 (2007) entwickelte sie den documenta 12-Beirat und wurde in der Folge dessen Sprecherin. 2012 bildete sie als Mitglied der Maybe Education der dOCUMENTA (13) Kunstvermittler:innen aus.

Tunçay Kulaoğlu arbeitet als Filmemacher, Dramaturg, Kurator und Autor. Derzeitentwickelt er zusammen mit dem Regisseur Nuran David Çalış die Stückfassung für das dokumentarisch-performative Reenactment 438 Tage NSU-Prozess, das im Rahmen des Kunstfest Weimar uraufgeführt wird.

Simon Meienreis wurde 1986 in Bochum geboren und studierte Volkswirtschaftslehre, Philosophie und Soziologie in Essen, Hamburg und Jena. Derzeit ist er als Dramaturg am Schauspiel Essen beschäftigt. Vorherige Stationen waren das Theaterhaus Jena, das Hessische Landestheater Marburg und das Schauspielhaus Bochum. 

Beirat

Ferda Ataman, Jahrgang 1979, ist Publizistin, Vorsitzende der Neuen deutschen Medienmacher:innen und Sprecherin der Neuen deutschen Organisationen, einem postmigran-tischen Netzwerk von mehr als 120 Initiativen, die sich bundesweit für Vielfalt und gleichberechtigte Teilhabe einsetzen. Im März 2019 erschien ihre Streitschrift Hört auf zu fragen. Ich bin von hier! im S. Fischer Verlag. Für den Spiegel schrieb sie bis Februar 2020 die Kolumne Heimatkunde.

İdil Nuna Baydar, 1975 in Celle geboren, ist deutsche Comedienne, Schauspielerin und Social Influencer. Im Dezember 2011 veröffentlichte sie auf YouTube ihre ersten Videos im Genre Sozialkritik mit Hilfe ihrer Kunstfiguren Jilet Ayşe und Gerda Grischke. Nachdem sie die Millionenklickgrenze durchbrochen hatte, entwickelte sie 2014 ihr erstes abendfüllendes Comedy-Programm. Seitdem tritt sie in verschiedensten Kabarett- und Comedy-Sendungen im Fernsehen auf und spielt in ihrer Rolle als Jilet Ayşe in diversen Internetformaten. Sie wurde 2015 mit dem Sonderpreis für Integration und Toleranz der Initiative Hauptstadt Berlin e.V. und 2016 mit dem Goldenen Besen, dem Kabarettpreis des SWR, der Stadt Stuttgart und dem Renitenztheater Stuttgart ausgezeichnet. 2018 wirkte sie in der zum Berliner Theatertreffen eingeladenen Hamburger Produktion von Elfriede Jelineks Am Königsweg in der Regie von Falk Richter mit.

Isidora Randjelović, Jahrgang 1975, ist Diplom-Sozialpädagogin und Sozialarbeiterin. Sie ist Leiterin des feministischen Romnja:Archiv RomaniPhen. Sie schreibt über Verflechtungen im Schnittpunkt von race und gender so wie Bewegungen und Selbstorganisation und engagiert sich in der IniRromnja. Isidora Randjelović ist Lehrbeauftragte an der Alice-Salomon Hochschule Berlin und Mitglied im Vorstand des RomaniPhen e.V..

Katharina Warda, Jahrgang 1985, studierte Soziologie und Literaturwissenschaft. Sie lebt und arbeitet in Berlin als freie Autorin. Ihre Schwerpunktthemen sind Ostdeutschland, Rassismus, Klassismus und Punk. In Ihrer Dissertation befasst sie sich außerdem mit digitaler  Tagebüchern, marginalisierten Identitäten und der Widerständigkeit biografischen Erzählens. In Ihrem Projekt Dunkeldeutschland erzählt Katharina Warda von die Nachwendezeit ausgehend von den sozialen Rändern und beleuchtet blinde Flecken deutscher Geschichtsschreibung, ausgehend von ihren eigenen Erfahrungen als Schwarze Ostdeutsche.

Vanessa Eileen Thompson ist Schwarze Soziologin und forscht und lehrt am Institut für Soziologie der Goethe-Universität Frankfurt zu rassismuskritischer Theorie, Black Studies (mit besonderem Fokus auf Schwarze intersektionale Bewegungen in Europa), feministischer und post-/dekolonialer Gesellschaftstheorie. Sie engagiert sich außerdem aktivistisch, ist Mitbegründerin der Initiative Christy Schwundeck und aktiv bei copwatch ffm.

Team

Local International, 2010 von Elena Krüskemper und Kristina Wydra in Bonn gegründet, arbeitet in den Bereichen Dramaturgie, PR, Projektmanagement und Übersetzung für Theater und andere Kultureinrichtungen sowie freie Künstler:innen und Ensembles.
Als Produktionsbüro von „Kein Schlussstrich!“ übernimmt die Agentur die Geschäftsführung für den Trägerverein und damit die Projektsteuerung und die Koordination der Programm-, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Tanja Ehrlein und Peer Stark verantworten das Vermittlungsprogramm von Kein Schlussstrich!. Ihre Erfahrung im Bereich Kultur und Management erweitern sie durch die Spezialisierung auf Partizipation und Audience Development. Ergänzt wird das interdisziplinäre Team durch Leyla Erkuş, die aus dem schulischen Bildungsbereich der Primar- und Sekundarstufen kommt und sich in Köln für den Erhalt und Ausbau subkultureller Orte engagiert.

Meike Boldt und Dorothea Hanke konzipieren und realisieren die Social Media-Kommunikation für Kein Schlussstrich!. Meike Boldt ist Medienwissenschaftlerin und aktiv im Bereich der wissenschaftlichen und politischen Kommunikation, wobei Erinnerungskultur u. a. an den NSU-Komplex einen Schwerpunkt bildet. Die Sozialökonomin Dorothea Hanke ist Multiplikatorin für Globales Lernen und als Öffentlichkeitsarbeiterin in wissenschaftlichen und politischen Kontexten tätig.