Chrisa Lazariotou und Bora Yildiz spielen mit Mitgliedern der Münchner Bands Eskises und Reboublika Lieder aus dem Mittelmeerraum und dem Balkan in verschiedenen
Sprachen.

Klavierkonzert mit der Münchner Pianistin und
Komponistin

Aufgewachsen im Wiener Arbeiterbezirk Ottakring haben die Geschwister Esra und Enes Özmen im Hip Hop das perfekte Medium gefunden, um Gehör zu finden und der eigenen Lebenswelt mit all ihren Konflikten Anerkennung zu verschaffen. Gemeinsam bilden die beiden das Duo EsRAP und beschäftigen sich in ihren gemischt deutschtürkischen Texten mit Fragen der Identität, dem Fremdsein im eigenen Land als Kinder der dritten Generation, der am eigenen Leib erfahrene Notwendigkeit des Aufbegehrens, Rap als Widerstand und auch dem Frausein in der männerdominierten Hip Hop Welt. Musikalisch finden EsRAP Inspiration im türkisch-orientalischen Genre Arabeske, das sie gerne mit modernen Beats verbinden.

Im Spiel mit unseren Erwartungen rappt Ebow gegen Sexismus, Rassismus, Homophobie und für eine offene und solidarische Gemeinschaft und verweigert sich dabei jeder Kategorisierung.

Gern gesehene Gäste und mittlerweile einer der ältesten aktiven Hiphop-Acts in Deutschland: Mikrophone Mafia – immer politisch, immer gut!

Der in Detroit geborener Troubadour bestreitet ein radikales Programm entsprechend seines umtriebigen Lebens. Aufgewachsen in einer jüdisch-amerikanischen Familie im „Rust Belt“ der USA, studiert er Dichtung, Regie und Schauspiel in Michigan und geht nach New Orleans zum Komponieren. 2005 landet sein Flugzeug in Berlin, wo er seitdem lebt, die Band The Painted Bird mit gründet, für das Maxim-Gorki-Theater Stücke schreibt und komponiert, das Festival Shtetl Neukölln 2016 mit initiiert und Album für Album mit „Verfremdungsklezmer“ von Gebirtig, Heine, Brecht, Degenhardt, Okudschawa bis Cohen herausbringt. Im Konzert Borderland Blues präsentiert er nun neue und alte Lieder, geschmuggelt über die Grenzen von Jiddisch, Englisch, Russisch, Deutsch, Vergangenheit und Zukunft, ergänzt durch projizierte Bilder und Übertitel von seiner Partnerin Yeva Lapsker – eine zeitgemäße Sammlung aus brüchigen Balladen, windschiefem Klezmer, Gefängnislamentos, Revolutionshymnen und apokalyptischem Blues.

Was tun Menschen, wenn sie eine Krise zu bewältigen haben, sie wahrgenommen, erinnert werden wollen, wenn sie etwas zu sagen haben und nicht gehört werden, ihnen die Stimme fehlt? Viele bleiben stumm, andere haben jedoch die Kraft, sich auch friedlich hörbar zu machen. In Spanien oder der Türkei hat das nächtliche Klappern mit Topfdeckeln eine lange Tradition in der Protestbewegung. Hier geben sich Menschen laut und vernehmlich eine Stimme, nach dem Motto: „Wer trommelt, schlägt keine Köpfe ein.“

Kinder und Jugendliche aus Rostock und Umgebung entwickeln gemeinsam mit dem Schlagzeuger und Percussionisten Daniel Eichholz, dem Musiker Christian Kuzio und Tänzer:innen des Rostocker Volkstheaters eine kollektive Performance als gewaltfreies und doch physisches Symbol eines kollektiven Widerstands. Instrumente werden aus Schrott gebaut, aus verschiedenen Utensilien entstehen Klangkörper und ein heterogenes rhythmisches Material wird gemeinsam entwickelt. Gruppen von Kindern und Jugendlichen bewegen sich in einem lauten Sternmarsch durch die Stadt, um ihrer Anwesenheit und ihren Träumen/ Hoffnungen? einen Klang und eine Stimme zu geben. Auf ihren Wegen werden die Anwohner:innen zur Interaktion aufgefordert, ihre Fenster zu öffnen und mitzuklappern. Auf einem zentralen Platz findet das Ritual der Rebellion ihren Höhepunkt und die Instrumente werden zu einem „Altar der Anwesenheit“ aufgetürmt. 

DIE ANWESENHEIT DES MENSCHEN / İNSANIN VARLIĞI ist Teil des polytopischen Oratoriums MANİFEST(O) von Marc Sinan, das gleichzeitig acht Städte musikalisch miteinander verbindet.

Der größte Schmerz ist der Verlust. Es ist der tiefste Schmerz, der unheilbar ist. Wer hat das getan, warum ist niemand eingeschritten, warum hat niemand, weder Mensch noch ein Gott das verhindert? Wie können wir mit Verlusten umgehen?

Die St. Martinskirche in Kassel ist der Ereignisort einer immersiven Installation, in der das Publikum mit dem Klang einer Kirchorgel interagiert. Die Orgel ist dabei vollständig über Sensoren gesteuert und reagiert auf Zuhörer:innen, die sich in den Kirchenraum begeben. Die Intensität der Klänge ist abhängig von den Bewegungen der Menschen im Raum. Ist die Kirche leer, pulsiert die Musik, je voller der Raum wird, umso zarter und fragiler werden die Klänge, bis hin zu vollständiger Stille, in der nur die Stimme eines Kindes hörbar wird. Fragen nach Gemeinschaft und Verlust sind die Themen dieser Performance.

DIE ABWESENHEIT GOTTES / TANRI’NIN YOKLUĞU ist Teil des polytopischen Oratoriums MANİFEST(O) von Marc Sinan, das gleichzeitig acht Städte musikalisch miteinander verbindet.

In Kooperation mit den Kasseler Musiktagen

Marc Sinans polytopisches Oratorium MANİFEST(O) (türkisch für „Manifest“) vereint acht, an Schlüsselorten der Taten des sogenannten NSU aufgeführte Einzelperformances in einem abendfüllenden Werk. Aus einzelnen Stimmen entsteht MANİFEST(O) als grenzüberschreitendes, Geschichte und Orte verbindendes Oratorium mit Orchester, Chören und Solist:innen. Negative Energien der Verbrechen werden aufgenommen, Grundfragen von Vergeltung und Neuanfang diskutiert und in einer ethischen Utopie verarbeitet. Das Oratorium MANİFEST(O) und sieben Einzelperformances, DIE ABWESENHEIT GOTTES / TANRI’NIN YOKLUĞU – BLINDE LIEBE / KÖR AŞK – DIE ANWESENHEIT DES MENSCHEN / İNSANIN VARLIĞI – DER ALTAR DER RACHE / İNTİKAM SUNAĞI – GLÜHENDER HASS / YANAN NEFRET – GLEISSENDES LICHT / PARLAYAN NUR – DER CHOR DER VERGEBUNG / AFFETME KOROSU, finden dabei stets gleichzeitig an verschiedenen Orten statt und sind digital miteinander verbunden.

Aus sieben Städten werden an drei Abenden Teile der dort stattfindenden Performances sicht- und hörbar nach Jena und Nürnberg übertragen und mischen sich präzise koordiniert in das abendfüllende Oratorium. Die Jenaer Philharmonie mit Orchester, Knabenchor und Jenaer Madrigalkreis sowie die Staatsphilharmonie Nürnberg bilden den unmittelbaren künstlerischen Rahmen und zugleich das musikalische Zentrum in Jena bzw. Nürnberg. Geführt und befragt von der Stimme und den Gedanken eines jungen Mädchens, entsteht in einer Zeit, in der Werte korrodieren und relativiert werden, ein Manifest der grenzüberschreitenden Anwesenheit des Menschen, der Erinnerung und Hoffnung. MANİFEST(O) ist ein Oratorium, das Orte, Haltungen, Kulturen, Chöre und Solist:innen, Orchester und das Publikum gleichermaßen verbinden kann.