Hito Steyerl ist Professorin für Experimentalfilm und Video. In ihren künstlerischen Arbeiten setzt sie sich mit postkolonialer Kritik und feministischer Repräsentationslogik auseinander. Ayşe Güleç, Kuratorin der Ausstellung Offener Prozess, forschende Aktivistin an den Schnittstellen von Kunst(-vermittlung), Antirassismus und Migration, zählt zu den Schlüsselfiguren der documenta. In der Ausstellung zeigen Güleç und Steyerl Erfahrungen Betroffener rechter Gewalt. Sie diskutieren im Artist Talk Notwendigkeiten und Schwierigkeiten von politischen und aktivistischen Interventionen in die Erinnerungskulturen und in künstlerische Räume. Konkretisiert wird die Rolle der Kunst beim Erinnern an antisemitisch motivierte Pogrome und Taten.
Die Ausstellung Offener Prozess widmet sich dem NSU-Komplex. Sie nimmt dabei die ost-deutsche Realität, insbesondere in Sachsen, als Ausgangspunkt, um eine Geschichte des NSU-Komplexes zu erzählen, die von den Migrationsgeschichten und den Kontinuitäten rechter und rassistischer Gewalt und des Widerstandes dagegen ausgeht. Mit dem Ansatz eines lebendigen Erinnerns rückt sie marginalisierte Perspektiven
in den Mittelpunkt. Darüber hinaus nimmt sie strukturellen und institutionellen Rassismus ins Visier. Künstlerische Beiträge widmen sich den Lebensrealitäten von Gastarbeiter:innen, Migrationsgeschichten, dem Alltag in Deutschland und der rechtsterroristischen Gewalt wie dem Alltagsrassismus. Aktivistische Initiativen erinnern an diejenigen, die Opfer dieser Gewalt geworden sind und sind die lauten Stimmen derer, die sich dagegen zur Wehr setzen. Zuhören wird hier als politische Praxis verstanden, Erinnern als Prozess. Diese
Ausstellung fordert auf zum Handeln. Begleitet wird die Ausstellung von einem Vermittlungs- und Diskursprogramm. Zusätzlich können die Inhalte in der Webausstellung angeschaut werden. Der Ausstellungsraum wird um eine interaktive Karte sowie einen Chatbot (Messenger-Dienst) erweitert.