Halle, Kassel und Hanau. Rostock, Solingen und Dessau-Roßlau. All diese Orte vereint, dass sie emblematisch für rassistisch motivierte Anschläge und Morde stehen. Diese und weitere Städte sind durch die Aufgabe verbunden, sich mit den Folgen rechtsextremer Gewalt auseinanderzusetzen, die die gesamte Gesellschaft betreffen. Spätestens die Tatsache, dass der NSU über Jahre ungehindert töten konnte, offenbart wie gefährlich Neonazis nach wie vor sind, für ihre Feindbilder mindestens ebenso wie ihre Ideologie für demokratische Gesellschaften an sich.
Anlässlich des zehnjährigen Öffentlichwerdens des NSU verbinden sich die Theater der Täter- und Opferstädte des NSU, um der Opfer zu gedenken und künstlerisch wie diskursiv an die Verbrechen zu erinnern. Eines ist klar: Es muss alles getan werden, damit sich eine organisierte Serie menschenverachtender und rassistischer Morde nicht wiederholt. Doch wie kann die seit den 1970er Jahren kontinuierliche Gewalt von rechtsextremen Tätern durchbrochen werden? Wie organisiert ist die gewaltbereite Szene? Welche Rolle spielen hierbei die fiktionalen Räume, die Kunst und Theater eröffnen? Was bedeutet antifaschistischer Widerstand? Und kann dieser schon auf der Bühne eines Stadttheaters anfangen?
In der Debattenreihe »Paroli« am Anhaltischen Theater Dessau begegnen sich jeweils zwei Gäste mit unterschiedlichen Perspektiven und kommen ins Gespräch über ein gesellschaftlich relevantes oder umkämpftes Thema. Im Fokus steht dabei das Verhältnis von Theater(-machen) zur Gegenwart.
Heike Kleffner ist Journalistin und Geschäftsführerin des Verbands der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt (VBRG e.V.). Sie leitete von 2004 bis 2009 die Mobile Beratung für Opfer rechter Gewalt in Sachsen-Anhalt und schreibt seit den 1990ern Jahren über rechte Gewalt und Rechtsterrorismus. Sie ist Mitherausgeberin (mit Matthias Meisner) der aktuellen Sammelbände »Fehlender Mindestabstand: Die Coronakrise und die Netzwerke der Demokratiefeinde« (Freiburg, 2021) und »Extreme Sicherheit: Rechtsradikale in Polizei, Bundeswehr, Justiz und Verfassungsschutz« (Freiburg, 2019).
Mouctar Bah ist Mitbegründer der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh, die sich unmittelbar nach dem Brandtod Oury Jallohs in der Gewahrsamszelle Nr. 5 des Polizeireviers Dessau-Roßlau am 7. Januar 2005 zusammengefunden hat. Mouctar setzt sich anhand politischer Bildungsarbeit für die Aufklärung des Mordes an Oury Jalloh sowie gegen institutionellen Rassismus und Polizeigewalt ein.