60% der Menschen in Deutschland glauben, dass ihre Vorfahren zur Zeit des Nationalsozialismus im Widerstand oder Opfer des Regimes waren. Nur 20% sind der Überzeugung, dass ihre Familienangehörigen zur Gruppe der Täter*innen gehört haben. Was für eine fatale Fehleinschätzung! Aber wie lässt sich eigentlich mehr über die Rollen und möglichen Verantwortungen von Familienangehörigen, öffentlichen Personen und Unternehmen herausfinden? Wo beginnen? Welche Recherchemöglichkeiten gibt es?

Der Fürther Aktivist Siegfried Imholz gibt dazu einen Recherche-Workshop. Er zeigt und erklärt die unterschiedlichen Recherchemöglichkeiten in (digitalen) Archiven und Datenbanken zu Familienangehörigen, öffentlichen Personen und Unternehmen. Bringt Laptop/Tablet mit und ggf. biografische Daten von Personen eures Interesses.

„Mit dem deutschen Gedenken an den Holocaust stimmt etwas nicht.“, stellt Mohamad Amjahid fest und legt den Finger in die Wunder deutscher „Erinnerungsüberlegenheit“. Nachdem in Deutschland bis in die 80er-Jahre beredt geschwiegen wurde, hat man sich in den letzten Jahrzehnten zum Erinnerungsweltmeister aufgeschwungen. Gedenken an die eigene NS-Vergangenheit bezeugt inzwischen moralische Überlegenheit und taugen zum Motto für Kulturhauptstadtbewerbungen. Im Rahmen von „Kein Schlussstrich!“ beleuchtet der Autor („Der weiße Fleck. Eine Anleitung zu antirassistischem Denken“) und freie Journalist (taz, die Zeit) die „Wiedergutwerdung“ der Deutschen kritisch und pointiert.

Mit der praktischen Frage „Was bedeutet Sicherheit für dich?“ beginnend soll eine Zukunft erforscht werden, welche Alternativen zur Polizei aufzeigt und Methoden zur Gewährleistung von Sicherheit im öffentlichen Raum und im Privaten betrachtet. Aus den negativen Erfahrungen von Communities mit der Polizei erwachsend wird unter dem Begriff Transformative Justice auf gemeinschaftliche Verantwortungsübernahme für strukturelle Bedingungen und individuelle Handlungen abgezielt.

Viele Menschen in Deutschland müssen die Erfahrung machen, dass ihnen das Sicherheitsversprechen der weißen Dominanzgesellschaft nicht gilt. Der Vortrag folgt mit einer kritischen Betrachtung der aktuellen (deutschen) Sicherheitspolitik dieser Erkenntnis und nimmt die Institutionen Polizei und Gefängnis in den Fokus einer intersektionalen Kritik. 

Wir sind keine Statisten. Wir sind die Betroffenen, die Überlebenden, die Opfer und die Familien der Opfer von rechtem Terror und Polizeigewalt in Deutschland von 1945 bis heute – von Rostock, Lübeck, München, Halle, Hanau über Mölln bis Hamburg. Am letzten Festivaltag konzentriert sich dieses Panel ganz auf die Menschen und Stimmen, die die Hauptzeugen einer Geschichte der Gewalt sind und trotzdem jahrzehntelang Aktivismus und gesellschaftspolitische Veränderungen hervorgebracht und mitgestaltet haben: von den Straßen der Städte bis zum Parlament. Was bedeutet es, auf unsere Stimmen zu hören, von ihnen zu lernen und zu handeln? Wie können wir uns gemeinsam eine alternative Zukunft vorstellen und aufbauen, die auf der Perspektive der am stärksten Betroffenen, auf ihren Forderungen und ihrer Suche nach einer gemeinsamen Basis beruht?

In Kooperation mit dem Fluctoplasma Festival – Hamburgs Festival für Kunst, Diskurs und Diversität

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Endlich mit einer Platte im Gepäck, präsentiert der Erfinder des türkischen Rock’n’Roll mit deutschen Texten – gemeinsam mit der jungen bayrischen Kult-Band Karaba – Klassiker wie Deutsche Freunde und ungehörte Lieder seines neuen Albums Warte mein Land, Warte.

Noch als Teenager und Wunderkind auf der Bağlama (Saz) erfand Ata Canani Ende der 1970er im Alleingang den türkischen Rock’n’Roll deutscher Zunge und war damit auch ein gern gesehener Gast im öffentlich-rechtlichen Fernsehen dieser Zeit. Seine Songs reflektierten die harschen Lebensbedingungen von Gastarbeiter*innen der ersten Generation. Der Musiker, der aus der Türkei via Bremerhaven und Köln in Leverkusen landete, pendelte zwischen einem Leben als Malocher auf Schicht in einer Fabrik unter der Woche und nächtelangen Gigs auf türkischen Hochzeiten am Wochenende.

Nach Jahren der Vergessenheit wurde Ata 2014 wieder ins Auge des musikbegeisterten Publikums katapultiert, als sein Song Deutsche Freunde der wohl herausragendste Track auf der bahnbrechenden Songs of Gastarbeiter-Compilation des Münchner Labels Trikont war. 2021, nach einer Karriere von fast 40 Jahren veröffentlichte Ata Canani sein Debütalbum bei der Berliner Plattenfirma Fun In The Church: Warte mein Land, warte entwickelte sich im Jahr des sechzigsten Jubiläums des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens zu einer mittelschweren medialen Sensation. „Ozan“ ist übrigens ein Ehrenname traditioneller Sänger.

Im Konzert wird Ata Canani von der jungen bayrischen Kult-Band Karaba begleitet. Die kommen aus dem Umfeld der sich stetig verjüngenden Krautrock-Legenden von Embryo und verknüpfen scheinbar mühelose Jazz mit psychedelischen und Progrock-Sounds.

Das Konzert ist Teil der Reihe ’61 – ’91 – ’21: Immer wieder Deutschland, die die Ausstellung Offener Prozess am Berliner Maxim Gorki Theater begleitet. Die von Yunus Ersoy und Edona Kryeziu kuratierte Reihe gibt migrantisch situiertem Wissen sowie durch dieses geprägter Kunst eine Bühne.

Der Film zeigt Traditionen islamischer Bestattungen in der Türkei und in Deutschland, vor allem aber die Wege Verstorbener zurück in die anatolische Erde. Anschließendes Gespräch zu Tod, Rassismus, und Klasse im Film und Theater. Ein Gespräch zwischen Regisseur und Dramaturg.

Die Veranstaltung ist Teil der Reihe ’61 – ’91 – ’21: Immer wieder Deutschland, die die Ausstellung Offener Prozess am Berliner Maxim Gorki Theater begleitet. Die von Yunus Ersoy und Edona Kryeziu kuratierte Reihe gibt migrantisch situiertem Wissen sowie durch dieses geprägter Kunst eine Bühne.

Eine Unterhaltung am Übergang zum 60. Jahrestag des Deutsch-Türkischen Anwerbeankommens. Bei Meze und Rakı werden Fragen zu Zugehörigkeiten, Mutter-, Vater- und Fremdsprachen und Bedrohungen im Exil immer wieder unterbrochen von Songs of Gastarbeiter sowie live gesungenen Türkü.

Die Veranstaltung ist Teil der Reihe ’61 – ’91 – ’21: Immer wieder Deutschland, die die Ausstellung Offener Prozess am Berliner Maxim Gorki Theater begleitet. Die von Yunus Ersoy und Edona Kryeziu kuratierte Reihe gibt migrantisch situiertem Wissen sowie durch dieses geprägter Kunst eine Bühne.

Sema Poyraz, Aysima Ergün und Sesede Terziyan haben mindestens zwei Dinge gemeinsam. Sie sind Schauspieler:innen am Maxim Gorki Theater, Berlin und Zeitzeug:innen des migrantisierten Lebens in Deutschland. Bei einem „3-Generationen-Gespräch“ treffen sie aufeinander, schlüpfen in die Metaphern-Rolle und sprechen am Vorabend des 60. Jahrestags über die Entwicklung seit dem Deutsch-Türkischen Anwerbeabkommen.

Die Veranstaltung ist Teil der Reihe ’61 – ’91 – ’21: Immer wieder Deutschland, die die Ausstellung Offener Prozess am Berliner Maxim Gorki Theater begleitet. Die von Yunus Ersoy und Edona Kryeziu kuratierte Reihe gibt migrantisch situiertem Wissen sowie durch dieses geprägter Kunst eine Bühne.

Es wurden Arbeiter gerufen
doch es kamen Menschen an
Man brauchte unsere Arbeitskraft
die Kraft die was am Fließband schafft
Wir Menschen waren nicht interessant
darum blieben wir euch unbekannt
Cem Karaca: Es kamen Menschen an

Der türkische Sänger Cem Karaca beschreibt in dem Lied von 1984 mit eben diesen Zeilen die Missstände über die Unkenntnis der Mehrheitsgesellschaft zur eigenen Einwanderungsgeschichte. Noch bis heute ist die deutsche Migrationsgeschichte nach den 1960er Jahren nicht in den Schulbüchern verankert, die erste Generation der Gastarbeiter verstorben oder zurück in die Haymat gezogen, dokumentarisches Material liegt verschollen in Koffern herum oder gänzlich verschwunden. Auch in den Museen der Republik wurde die Archivierung für lange Zeit verpasst.

Mit der Workshop-Reihe Es kamen Menschen an laden die Fotojournalistin Emine Akbaba und der Künstlerische Leiter der Universen Murat Dikenci verschiedenste Generationen der Diaspora zu einer kollektiven Ausstellung ein. Gemeinsam sollen Fotos, Videos, Briefe, Postkarten gesichtet, mit Çay und Çekirdek in Erinnerungen geschwelgt und über mehrere Monate eine eigene Ausstellung über die Migrationsgeschichte Hannovers erstellt werden.